Einen entscheidenden Beitrag zur Wiederbelebung der Badekultur in Deutschland leistete die deutsche Armeeverwaltung. Auf dieses Thema wird später noch näher eingegangen.
Ebenso sind verschiedene Organisationen und Persönlichkeiten zu nennen, die sich um die Volksgesundheit und die Hygiene verdient gemacht haben – etwa der Deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege sowie eine Reihe engagierter Einzelpersonen. Besonders hervorzuheben ist der Berliner Arzt Oskar Lassar, gebürtig aus Hamburg. Er veröffentlichte als Erster eine umfassende Erhebung über die öffentlichen Badeeinrichtungen im Deutschen Reich.
Die Gründung des Berliner Vereins für Volksbäder
Am 26. Februar 1873 wurde unter Leitung von Georg von Bunsen der Berliner Verein für Volksbäder gegründet. Nach dessen Tod im Dezember 1896 übernahm Oskar Lassar die Leitung. Ziel des Vereins war es, den Aufbau und Betrieb von Volksbädern zu fördern – also Einrichtungen, die allen Bürgern den Zugang zu Hygiene und Körperpflege ermöglichen sollten.
Bereits am 1. September 1873 errichtete der Verein auf eigene Kosten die erste Anstalt für warme Bäder auf dem Gelände des „Asyl-Vereins für Obdachlose“. Dort standen 14 Wannen zur Verfügung. Ein Bad kostete 25 Pfennig, inklusive Seife und Handtuch. In den folgenden zehn Jahren wurden in dieser Einrichtung jährlich rund 26.500 Bäder abgegeben.
Der Durchbruch der Brausebäder
In dieser Zeit erkannten Fachkreise die Vorteile der Brausebäder: Sie waren platzsparend, hygienischer und deutlich günstiger als Wannenbäder. Besonders die Armeeverwaltung reagierte darauf. Statt für jede Kompanie eine Wanne bereitzuhalten, richtete man gemeinschaftliche Brauseanlagen ein.
Das erste Massenbrausebad entstand 1878 auf Initiative des Generalarztes Dr. Münnich in der Kaserne des Kaiser-Franz-Gardegrenadier-Regiments Nr. 2. Die Firma David Grove errichtete dort eine Anlage mit 18 Brausezellen. Kurz darauf folgte eine zweite in der Kaserne des 2. Garde-Ulanen-Regiments.
Mit dieser Entwicklung war das Grundprinzip der Volksbäder gefunden: schnelles, sauberes und preiswertes Baden für viele Menschen auf kleinem Raum.
Die Hygiene-Ausstellung von 1882/83
Die Berliner Hygiene-Ausstellung in den Jahren 1882/1883 lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Bau kostengünstiger Brausebäder. Unter der Leitung des Herzogs von Ratibor bildete sich ein besonderes Komitee, das eine Wellblech-Brauseanlage mit getrennten Abteilungen für Männer und Frauen (je fünf Brausen) entwickeln ließ.
Die Anlage, entworfen vom Geheimen Baurat Thür und gebaut von David Grove, kostete 6.000 Mark und wurde vom 10. Mai bis 31. Juli 1883 auf der Ausstellung gezeigt.
Ein Bad kostete nur 10 Pfennig, einschließlich Seife und Handtuch. Der Andrang war überwältigend: 7.300 Personen (darunter 1.570 Frauen) nutzten das Angebot – ein klarer Beweis, dass auch Menschen mit geringem Einkommen ein Reinigungsbad bezahlen konnten.

Historische Brauseanlage
Neben Oskar Lassar traten weitere namhafte Persönlichkeiten für die Volksgesundheit ein, darunter:
Oskar Hahn, Fabrikbesitzer
Robert Koch, Geheimer Medizinalrat
H. Schmieden, Königlicher Baurat
Carl-Theodor Rospatt, Stadtbaurat a. D. und Stadtältester
James Simon, Fabrikbesitzer
B. Spinola, Geheimer Oberregierungsrat und Stadtverordneter
Dr. Rudolf Virchow, Geheimer Medizinalrat
Gemeinsam mit dem Berliner Verein für Volksbäder setzten sie sich unter Lassars Führung dafür ein, möglichst vielen Menschen regelmäßiges und erschwingliches Baden zu ermöglichen.