Tag: Zeitzeugen

Vom Volksbad zum Stadtbad – ein Spiegel gesellschaftlicher und politischer Wandlungen

07.09.2025. Allgemein Kommentare geschlossen

Öffentliche Badeanstalten gehörten seit dem späten 19. Jahrhundert zu den wichtigen sozialen Einrichtungen vieler Städte. Unter dem Namen „Volksbad“ entstanden sie mit dem Ziel, auch denjenigen Menschen Körperpflege und Hygiene zu ermöglichen, die in ihren Wohnungen kein Badezimmer hatten – vor allem Arbeitern und ihren Familien.
Doch dieser Begriff wandelte sich im Laufe der Zeit. Insbesondere während des Nationalsozialismus kam es vielerorts zu einer Umbenennung von „Volksbad“ in „Stadtbad“. Warum? Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Sprache hier keineswegs neutral war, sondern ein Ausdruck gesellschaftlicher Deutungshoheit.

Ursprung des Begriffs „Volksbad“
Ende des 19. Jahrhunderts war das „Volk“ im damaligen Sprachgebrauch ein sozialpolitischer Begriff. „Volksbad“ bedeutete: ein Bad für alle, erschwinglich, städtisch gefördert – ein Beitrag zur Gesundheitsfürsorge und zur Hebung des Lebensstandards der arbeitenden Bevölkerung.
Badeanstalten wie diese wurden von Reformern, Stadtplanern und auch Arbeiterorganisationen getragen. Der Begriff „Volksbad“ war somit positiv besetzt: er stand für soziale Integration und Fürsorge.

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